Schon dumm, wenn man einen Schutzengel hat und der ist gerade dann nicht da, wenn man in der Bredouille steckt.
Wie es einem in so einer Stresssituation gehen kann, zeigt die Laienbühne Pocking in dem Dreiakter „Der Bayerische Protectulus“.
Das Stück bietet alles, was das Zuschauen kurzweilig macht: Wortwitz, kuriose Einfälle, Schlitzohrigkeit und Dramatik.
Schuld an der Dramatik ist vor allem dieser Protectulus, Schutzengel des Landwirts Gustl Moarhofer, weil er ihn einfach aus egoistischen Gründen seinem Schicksal überlässt. Dabei stellt Günther
Baier jun. seine Figur des angeschmierten Bauern pointenreich und mit ausdrucksstarkem Mienenspiel dar – eine hervorragende Besetzung. Einmal mehr hat der Moarhofbauer es gemeinsam mit seinem
Saufkumpan Bartl (Richard Köck, absolut überzeugend in seiner Rolle als etwas unbedarfter Naivling und Pantoffelheld) übertrieben und beim Kartln einen großen Verlust eingefahren zugunsten der
hinterfotzigen Greimoserin. Wer könnte diese Viehhändlerin und Hochzeitsschmuserin ausdrucksstärker verkörpern als Daniela Günzel? Häuslicher Ärger ist jedenfalls aufgrund der Schwindeleien der
beiden Nichtsnutze vorprogrammiert. Gustls resolute Frau Vroni (Marion Günzel) ist stinksauer auf ihren Gatten, der sie ständig hinters Licht führt – ebenso wie Finni (Katrin Riedl) auf ihren
Gustl, den Hallodri. Eigentlich wissen sie ja Bescheid über die von den beiden Haderlumpen vorgeschobenen Aktivitäten im Wanderverein oder Zuchtverband. „Der ist ja sogar zu blöd zum Lügen“,
stellt Vroni fest.
Dann taucht der Schutzengel endlich auf
Zu allem Übel sorgen auch andere Personen für Chaos: Sophi, die Magd (Christina Probst), hängt ihren Träumen von einem reichen Hochzeiter nach. Probst bringt die einfach gestrickte Dienstmagd
erfrischend quirlig rüber. Auch die überkorrekte Gemeindedienerin Wiltrude (Anke Kirchhof), geneckt als „Trutscherl“, trägt mit ihrem „einnehmenden Wesen“ nicht gerade zur Entlastung bei.
Hoffnung keimt auf, als Gustls Schutzengel „Protectulus“ völlig unerwartet auftaucht. Wurde aber auch höchste Zeit! Denn sein Schützling hat während seiner Abwesenheit ziemlich viel angestellt.
Da bedarf es gewaltiger Anstrengungen, um alles wieder ins Reine zu bringen und sein Ansehen als Schutzengel wiederherzustellen. Einfach köstlich, wie sich Christian Fischer als selbiger in Szene
setzt und seine Show abzieht! Ob er den Karren noch aus dem Dreck ziehen kann, wird hier nicht verraten. Wer das Glück hat, noch Karten bekommen zu haben, kann sich schon jetzt freuen auf
vergnügliche Stunden. Der frenetische Beifall des Publikums am Premierenabend jedenfalls zeugte von echter Begeisterung.
Crew ist süchtig nach Theaterspielen
Bereits seit 1900 soll in Pocking Theater gespielt worden sein – im März 1981 wurde schließlich die Laienbühne als Sparte des Sportvereins gegründet, es folgte der erste Auftritt im
Starkbierfest. Im November desselben Jahres folgte das erste Theater – zwei Einakter von Ludwig Thoma. Seit 1996 ist die Laienbühne Pocking ein eigenständiger Verein. Seither begeistert sie ihre
Zuschauer mit spannenden und kurzweiligen Aufführungen. Auch Corona konnte sie nur vorübergehend von der Bühne verbannen. Dafür sind die Schauspieler und ihre Crew viel zu „süchtig“ auf „die
Bretter, die die Welt bedeuten“. Vorstand Raimund Klein berichtet mit Stolz und Euphorie über die vielen erfolgreichen Theaterjahre und den Zusammenhalt in der Truppe, denn alle – rund 45 Aktive
bei insgesamt 119 Mitgliedern – ziehen an einem Strang.
Und so hat das Ensemble um Spielleiterin Maria Maier auch bei diesem 42. Stück das Publikum souverän in seinen Bann gezogen. Alle Rollen sind ideal besetzt, fast möchte man meinen „auf den Leib
geschrieben“. Die langjährige Bühnenerfahrung der meisten Darsteller, allen voran Daniela Günzel mit geschätzt 25-maliger Teilnahme, spielt eine große Rolle. Die Neulinge Katrin Riedl als Finni
und Richard Köck als Bartl stehen ihnen in nichts nach an Schauspieltalent und Spielfreude. Das beeindruckend authentische Bühnenbild sowie die erstaunlich originalgetreue Ausstattung
unterstreichen die Perfektion.
Viele „Engel“ im Hintergrund
Doch was wäre ein erfolgreicher Theaterabend ohne all die helfenden Hände, die „Engel dahinter“, zuständig für Bühne, Ausstattung, Technik, Kostüm und Maske, Verpflegung u.v.m. Von all denen
sollen noch die Allrounderinnen Ingrid Klein (auch Souffleuse !) und Maria Maier wegen ihres herausragenden Engagements „rundumadum“ besondere Erwähnung finden.
Eine Lehre kann man obendrein auch noch aus der Geschichte ziehen: Lügen haben kurze Beine. Wie der „Protectulus“ in seinem Schlusswort empfiehlt: „Passt zukünftig ein bisschen besser selber auf
euch auf.“
Quelle: pnp.de vom 12.11.2023 von Waltraud Riedl
Laienbühne Pocking zeigt das Stück „Der bayerische Protectulus“ – Premiere am 11. November
Die Laienbühne Pocking spielt wieder Theater. Die Darsteller bringen diesmal das Stück „Der bayerische Protectulus“ von Peter Landstorfer auf die Bühne der Stadthalle. Premiere ist am Samstag,
11. November, um 19.30 Uhr. Insgesamt gibt es vier Aufführungen.
Es gibt Menschen, die scheinen vom Pech verfolgt. In diesem Fall, bzw. in diesem Stück, betrifft das Gustl Moarhofer, einen Landwirt aus der Gegend, der allzu gern mit seinem besten Spezl Bartl
beim Kartenspielen beim Jagerwirt anzutreffen ist. Auch wenn sie ihren Frauen Vroni und Finni gern Ausreden auftischen, so können es diverse Zeugen, wie die Greimoserin – ihres Zeichens
Viehhändlerin und Hochzeitsschmuserin – bestätigen, dass die beiden dem Glücksspiel mehr Zeit widmen als den Aktivitäten im Wanderverein oder im Zuchtverband. Gustl jedenfalls hat beim
Kartenspiel diverse Verluste gemacht, die für das nicht ganz so rosig dastehende Anwesen schon fast den Untergang bedeuten.
Zu allem Übel steht auch ständig die Gemeindeschreiberin Wiltrude auf der Matte, die bestimmt keine guten Nachrichten für den Moarhofer bereit hält. Oder etwa doch? Oder will sie gar der Magd
Sophie ein paar Liebesgrüße vom Bürgermeister überbringen? Wohl eher nicht.
Nun könnte man meinen, dass bei so viel Pech im Spiel zumindest das Glück in der Liebe da ist. Doch weit gefehlt. Beide – Gustl und Bartl – haben bei ihren Ehefrauen keinen guten Stand. Alles in
allem kann wohl nur noch der liebe Gott dem Gustl helfen, auch wenn er gar nicht so recht an ihn glauben mag. Und doch taucht da plötzlich himmlischer Beistand auf. Gustls persönlicher
Schutzengel erscheint und versucht, alles wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Doch da jeder persönliche Schutzengel auch ein Abbild seines menschlichen Schützlings ist, läuft es nicht ganz
so rund, wie man es bei göttlichen Boten annehmen könnte.
Die Zuschauer dürfen gespannt sein, wie der „bayerische Protectulus“ mit Gottes Hilfe die Suppe wieder auslöffelt, die sich der Gustl eingebrockt hat. Und gespannt sein dürfen sie auch, wer in
diesem Jahr in welche Rolle schlüpfen wird. Mit dabei auf der Bühne sind Daniela Günzel, Marion Günzel, Anke Kirchhof, Katrin Riedl, Christina Probst, Günter Baier jun., Christian Fischer und
Richard Köck. Hinter den Kulissen kümmern sich Ingrid Klein und Maria Maier um die Spielorganisation. Ein ganzes Team an fleißigen Handwerkern ist ebenfalls schon wieder dabei, das passende
Bühnenbild zu zimmern.
Die Premiere des Stückes „Der bayerische Protectulus“ findet am 11. November um 19.30 Uhr in der Stadthalle statt. Weitere Aufführungen gibt es am 17. und 18. November (Beginn jeweils um 19.30
Uhr) sowie am 19. November um 15 Uhr. Karten sind in der Rottaler Raiffeisenbank in Pocking erhältlich.
Quelle: pnp.de vom 4.11.2023